Geschichte der Videospiele

Vor 17 Jahren habe ich angefangen Videospiele zu meiner Freizeitbeschäftigung zu machen. Seit dem ersten Videospiel Pong bis zu den heutigen Blockbustern wie Uncharted oder Heavy Rain hat sich viel getan. Die Spiele werden nicht nur immer aufwendiger und realistischer, sondern spielen mittlerweile auch mit den Emotionen der Spieler. So wird zum Beispiel in Heavy Rain eine Geschichte über den Charakter Ethan Mars und sein entführtes Kind erzählt. Bevor es aber losgeht, ein kurzer Überblick wie, die Videospiele entstanden sind.

Ralph Baer – Erfinder des Videospiels

Ralph Baer, ein deutscher Jude, war 1938 mit 11 Jahren in die USA geflohen. Dort studierte er Elektrotechnik am American Television Institute of Technology. 1951 begann Baer für Loral Electronics zu arbeiten, eine Firma, die damals TV-Geräte baute. Sein damaliger Chef beauftragte ihn, den weltbesten Fernseher zu entwickeln. Ralph Baer machte schon damals den Vorschlag, in den TV Spiele einzubauen. Sein Ratschlag wurde aber abgelehnt. Seine Idee für Spiele im Fernseher hat er nicht vergessen.

Ralph Baer auf dem Lara-Games-Award 2009 in Köln

Er notierte sich seine Idee und schrieb ein vierseitiges Manuskript darüber. Dank seiner umfassenden Erfahrung mit TV und Elektronik konnte er einen Prototyp selber entwickeln und bauen. Das erste Spiel war ein Jagdspiel. Jeder Spieler steuerte einen Lichtpunkt. Einer der beiden war der Jäger und musste den anderen Punkt berühren.

Ende 1967 kam erst der dritte Punkt ins Spiel. Das Besondere am dritten Punkt war, dass er nicht von den Spielern, sondern vom Computer gesteuert wurde. Am 11. November war die erste Ping-Pong-Box fertiggestellt. Später wurde diese zur “Brown Box”, die wiederum der Prototyp für die Magnavox Odyssey wurde. Das Zeitalter der Videospiele hatte begonnen…

1972 – Magnavox Odyssey

Die Magnavox Odyssey, gilt als die erste kommerzielle Videospielkonsole und erschien 1972. Im Prinzip hatte die Konsole nicht mal Grafik. Es gab nur Licht und Folien. Die Folien wurden auf den Fernseher geklebt und sollten das Spielfeld wiedergeben.

Der Aufstieg von ATARI

Kurz nach Veröffentlichung der Magnavox Odyssey gründete Nolan Bushnell ATARI. Er beauftragte seine Programmierer ein Ping Pong Spiel zu entwickeln, das mit eigener Grafik und Sound hervorstechen kann. Zuerst war das Projekt nur als Test gedacht. Wie sich herausstellte, machte das Ping-Pong-Spiel so viel Spass, dass Bushnell sich entschied, es zu veröffentlichen. Aus einer guten Idee machte er ein gutes Produkt. PONG wurde eine Marke. Und dank ihr, schlug die grosse Stunde von Atari.

1982 – Die Konkurrenz der Heimcomputer

Gleichzeit zu den Spielkonsolen entwickeln sich Heimcomputer. Der grosse Vorteil der Heimcomputer ist die Vielseitigkeit. Der PC kann mehr als nur Spiele spielen. Er kann zum Beispiel für Hausaufgaben behilflich sein, obwohl ich bezweifle, dass je ein Aufsatz oder dergleichen auf einem Commodore 64 geschrieben wurde. Der Commodore 64 ist einer der bekanntesten Modelle eines Heimcomputers. Er kam 1982 auf den Markt. Damals, 1943, als die ersten Computer entsandten sind, glaubte Thomas J. Watson, damaliger Vorstandsvorsitzender von IBM:

Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird

Thomas J. Watson

Die Konkurrenz war gross

Heute gibt es noch drei Hersteller von Spielkonsolen. Dazu zählen Nintendo, der älteste von den dreien, Microsoft, der Neueinsteiger, sowie Sony. Früher gab es noch weitere Hersteller wie, Sega oder ATARI.Nintendo ist schon seit 1981 im Videospiel Geschäft. Damals veröffentlichte die Firma Donkey Kong in der Arcade Version. Bereits in diesem Spiel ist eine Art Vorversion von Mario enthalten. Mario besass aber noch keinen Namen und wurde einfach Jumpman genannt. Das Ziel des Spiels ist, es die Prinzessin zu retten. In den frühen 90er war Nintendo auf der Spitze ihrer Karriere. 1989 wurde der GameBoy veröffentlicht und so hat das “gamen” endlich das Tageslicht erblickt. Heute ist Nintendo mit der Wii auf den Markt.

Donkey Kong Arcade-Automat 1981

Microsoft ist der jüngste der Konsolen-Hersteller. Erst 2001 wurde die Xbox entwickelt und veröffentlicht. Damals war die Xbox die Konsole mit der besten Grafik. Zusätzlich war sie die einzige Konsole, die eine interne Festplatte zur Speicherung von Spielständen und Daten besass. Seit 2005 steht der Nachfolger Xbox 360 in den Läden.

Sony ist bereits in der dritten Generation der Herstellung von Konsolen. 1994 erblickte die PlayStation das Licht der Welt und ist die meistverkaufte Konsole bisher. Sie wurde nur noch von ihrem Nachfolger, der PlayStaion 2, geschlagen. Sony veröffentlichte nach einem Streit mit Nintendo eine eigene Konsole. Das Besondere war das CD-Rom. Die Spiele wurden früher in Modulen ausgeliefert. Die Module waren teuer und hatten zudem noch weniger Speicherplatz. Die PlayStation war die erste Konsole mit einer wirklichen 3D- Grafik. Seit 2007 ist die PlayStation 3 erhältlich. Die Spiele der PS3 werden auf Blue-Ray gepresst, was der Nachfolger der DVD wird.

Sega und ATARI waren vor den 90er Jahren grosse Namen in der Videospiel-Geschichte. Sega veröffentlichte sogar noch 1999 die Dreamcast, leider war sie nicht ein grosser Erfolg. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, aber vielleicht war Sega einfach zu früh mit den Ideen der Dreamcast. Zum Beispiel war sie bereits onlinefähig. Leider hatte damals noch niemand einen Breitbandanschluss und so wurde diese Möglichkeit kaum genutzt.

Gaming 2.0

Seit dem Release der Wii im Jahr 2006 wird das Gaming immer mehr casual. Die neuartige Steuerung der Wii spricht vor allem Leute an, die noch nie ein Videospiel gespielt haben. Zudem soll die Wii neues Publikum zum Spielen erschliessen, vor allem die Frauenwelt ist damit gemeint. Wie schon erwähnt ist die Steuerung der Wii besonders. Der Controller ähnelt einer Fernbedienung des TVs. Mit ihr werden alle Bewegungen abgegriffen und so in das Spielgeschehen platziert. So kann ein Schwertkampf oder gar Kayak fahren realistisch wiedergegeben werden. Leider ist die Technik und vor allem die Grafik der Wii nicht so überzeugend wie die der Konkurrenz. Die Wii hat sich trotz kleinem oder grösserem Mangel sehr gut verkauft. Mittlerweile mangelt es der Konsole nur noch nach stetig guten und neuen Games.

Die Konkurrenz schläft nicht

Die Konkurrenz ist auf die neue Technik aufmerksam geworden und entwickelt diese weiter. Im Oktober dieses Jahres wurde die PlayStation Move veröffentlicht. Im Grundsatz ist es eine Weiterentwicklung der Wii Steuerung. Der Controller besitzt einen Lichtpunkt, der von einer Kamera erfasst wird. Zusätzlich sind im Controllerinneren weitere Sensoren verbaut, die die Bewegung aufzeichnen und weiter zur PlayStation senden. Die PlayStation errechnet dann anhand der Daten der Kamera und den im Controller verbauten Sensoren eine Bewegung.

Einen völlig anderen Weg schlägt Microsoft mit dem Projekt Kinect ein. Der Spieler hält keinen Controller mehr in den Händen, sondern ist selbst der Controller. Eine Kamera nimmt die Bewegungen des Spielers auf und gibt sie dem Spiel wieder. Völlig neu ist diese Technik jedoch nicht. 2003 veröffentlichte Sony für die PlayStation 2 eine sehr ähnliche Technik. Für das Spielen von EyeToy wird ebenfalls eine Kamera benötigt. Diese greift wie Kinect die Bewegungen des Spielers ab und gibt sie dem Spielgeschehen wieder. Die Technik steckte aber noch in den Kinderschuhen. Es waren nur sehr einfache Spiele vorhanden, wie Fenster putzen oder kleine Ninjas wegschlagen.

Sei ein RockStar!

Viele der neuen Spiele richten sich nicht mehr an die passionierte Gamer. Mit Spielen wie SingStar oder RockBand werden eher die Gelegenheitsspieler angesprochen. Wie die Namen schon verraten, geht es hier um Musik. Mit SingStar wird die PlayStation zur Karaokemaschine. Grosse Hits von berühmten Künstlern können so im heimischen Wohnzimmer nachgesungen werden. In RockBand wurde die Idee von Karaoke noch weiter entwickelt. So kommen zum Gesang noch eine Gitarre und ein Schlagzeug dazu. So kann jeder, auch wenn er noch nie eine Giftare in der Hand hatte, ein richtiges Rockkonzert geben. Das Spielprinzip ist so einfach wie genial. Es müssen nur die farbigen Tasten im richtigem Moment getroffen werden, und schon ist man ein Rockstar. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr solche Spiele auf den Markt, so wie Buzz, in den eine Quiz-Show mit dem gleichnamigen Moderator stattfindet. Jeder Spieler hält anstatt eines normalen Controllers ein Buzzer in den Händen. Mit den vier farbigen Tasten werden die Antworten gegeben auf über tausend Fragen. Da soll noch einer sagen, dass es in Videospielen grundsätzlich nur um Mord und Totschlag geht.

Heavy Rain – Der Roman unter den Videospielen

Auf ein Spiel möchte ich hier speziell eingehen, Heavy Rain. Es kam am 26. Februar dieses Jahres in den Handel. Heavy Rain könnte das Erzählen von Geschichten in Spielen revolutionieren. Heavy Rain ist als gigantischer Film angelegt. Jede location wirkt dabei wie ein Filmset. Man selbst spielt die darin agierenden Schauspieler. Ausnahmslos alle Spielelemente wurden diesem Prinzip untergeordnet. Allerdings sind Spiele nun mal als Medium keine Filme und Spieler nicht daran gewohnt passiv zu agieren. Eine emotionale Bindung zu den Charakteren, die für ein Spiel wie Heavy Rain unerlässlich ist, lässt sich nur schaffen, wenn man dafür Zeit nimmt. Wohl niemand wäre dafür wohl besser geeignet als Entwickler Quantic Dream. Auf dem Gebiet von Story und Charakter Entwicklung betreiben die nämlich schon seit den 90er Grundlagenforschung. Spielentwickler David Cage polarisiert. Die einen halten ihn für ein visionär, die anderen für einen Dummschwätzer. Die gesammelten Erfahrungen aus früheren Spielen fliessen nun in Heavy Rain ein.

Die Steuerung ist Kamera- und Kontextsensitiv, was anfangs für Verwirrung sorgt. Und der Aktionsradius wechselt nahtlos zwischen dem adventure Part, in dem man auf klassische Art Räume erkundet, und QTE Abschnitten, die die Reaktion von dem Spieler und seine Fingerakrobatik ziemlich auf die Probe stellen. QTE steht für Quick Time Event. Das heisst, der aufleuchtende Button muss so schnell wie möglich gedrückt werden. Diese Art von Interaktion zwischen Spiel und Spieler wird im ganzen Spielverlauf betrieben. Das Spiel ist jedoch durch seinen Umfang und die genaue Dosierung sowie die ungewöhnlichen Einsätze stets spannend und fordernd.Auch hier steckt ein System dahinter, das die Story stützt. Nach einer mehrminütigen QTE Session fühlt man sich tatsächlich wie die Spielfigur. Man ist erschöpft, verängstigt oder verwirrt und auf jeden Fall gestresst. Die Entwickler erzeugen ganz im Sinne der Story bestimmte Stimmungen im Spieler. Ruhige wechseln sich mit hecktischen Passagen ab. Zwar wird im Laufe des Spiels einige Male gekämpft, doch die beste Waffe bleibt das Gehirn des Spielers. Man sucht Spuren, kombiniert Hinweise und sammelt Indizien, die den Spieler auf die Spur des Killers bringen könnten, wenn der Spieler die richtigen Schlüsse daraus ziehen kann.

Pistolen sind in Heavy Rain verpönt. Ist eine Waffe im Spiel, steht der Spieler meist vor schwierigen Entscheidungen. Ob man sie in der Hand hält oder vor der Nase hat, stets spürt man die direkte Bedrohung. Durch die Tatsache, dass die virtuelle Kugel ihr Opfer aus dem Spiel reisst und den Verlauf der Geschichte entscheidend verändern könnte. Alle vier Spielcharaktere sind sterblich, theoretisch zu jeder Zeit. Trotzdem gibt es kein GameOver.Stattdessen läuft der Killer immer noch frei herum. Und man hat statt einem Thriller eine Tragödie gespielt. Ich habe kaum daran geglaubt, aber Heavy Rain erzählt eine spannende, verzweigte Geschichte, die auf den Spieler eingeht, ihn ernst nimmt und inhaltlich mit jedem Kinofilm mithalten kann.

Das Spiel hat aber zwei Probleme. Erstens ist es mehr ein Film als ein Videospiel. Zweitens ist Heavy Rain ein Spiel für Erwachsene. Mit Erwachsenen Inhalten, Erwachsenen Charakteren und Kompromisslosen Präsentation, die nur eines im Sinn hat, dem Spieler die Figuren, ihr Leben und Leiden so nahe wie möglich zu bringen. Hier werden Emotionen abgerufen, die jüngere Spieler meist noch gar nicht nachvollziehen können. Und doch gerade ist dies das Geniale an Heavy Rain. Es traut sich mehr als die meisten anderen Spiele. Es ist authentisch und emotional fordernd. Heavy Rain ist Pulp Fiction, SAW, Zodiac, Requiem for Dream und das Schweigen der Lämmer. Heavy Rain ist aber darüber hinaus auch noch ein Spiel, und zwar eines, das man gespielt haben sollte.


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